Der Sinnesprozess und dessen Heilwirkung

 

Täglich blickt der Mensch mit seinen Sinnen in die Welt. Aber blickt er wirklich nach außen? Und wie nimmt der Mensch seine Umwelt wahr? Die wohlbekannten Sinne wie das Sehen, das Hören, das Schmecken und Riechen, das Tasten sind recht sensible Wahrnehmungsorgane, auf die kein Mensch verzichten möchte.

Wie werden diese Sinne heutzutage eingesetzt? Meist läuft neben dem Haushalt das Radio, und man hört nur mit halbem Ohr hin. Zum Essen wird sich heutzutage oft nicht viel Zeit genommen, oder man ist bei den Mahlzeiten so in Gespräche vertieft, oder in seine Gedanken versunken, dass man vielleicht noch merkt, wenn das Essen mal nicht schmeckt. Wenn wir durch die Straßen laufen, und sehen die Häuser, die Läden und die Menschen vorbeilaufen, haben wir recht viele Sinneseindrücke zu verarbeiten. Aber sind wir mit der Anteilnahme wirklich bei den ganzen Objekten der Außenwelt?
Meist läuft das Sinneserleben heutzutage sehr automatisiert ab. Wenn die Sinne in passiver Weise nach außen gleiten, so kostet es den Menschen relativ wenig Anstrengung. Die Augen sehen vielleicht beim Spazieren gehen die Bäume, den See und die Wolken und das Unterbewusstsein reagiert mit einigen Assoziationen und schnellfertigen Gefühlen auf diese, oder sogar mit eigenen Projektionen.

Viele Menschen sind von ihrer Konstitution her sehr offen, sie nehmen das Getümmel der Stadt, die Unruhen, die viele Werbung und damit Manipulationen unbewusst in sich auf. Auch Gefühle und Emotionen anderer oder Begierden und Willenseinflüsse von anderen wandern oft unbewusst in das Gemüt des Einzelnen. Leicht tritt dadurch eine Erschöpfung auf.

Wieder andere Menschen sind eher zu sehr in sich drinnen und nehmen andere Menschen gar nicht wahr. Die Anderen sind ihnen eher gleichgültig, sie kümmern sich hauptsächlich um ihre eigenen Bedürfnisse. Oder sie schwelgen so in ihren eigenen Gefühlen und sind damit nur bei sich, und nicht wirklich bei dem Objekt, welches sie anschauen könnten.

Recht boshaft wird es, wenn jemand sehr verurteilend auf andere blickt. Und zwar jene Verurteilungen, die nicht durch eine intensive Anschauung und Auseinandersetzung geschehen, sondern die Verurteilungen, die schnellfertig in das Gemüt schießen. Oft projizieren sie damit ihre eigenen Unstimmigkeiten auf andere Menschen. Dies hat eine krankmachende Wirkung auf denjenigen, auf den diese Projektion gerichtet ist.

Kann der Mensch mit seinen Sinnen so auf seine Umwelt blicken, dass seine Umwelt aufgebaut und gesünder hervorgeht, und dass auch er selbst gestärkt und geschützt aus der Begegnung herausgeht?

„Durch einen gesunden wohlgelenkten Sinnesprozess kann der Mensch keine Krankheiten erzeugen.“

Durch den Einsatz des Bewusstseins können wir konkret und differenziert nach außen blicken. Nehmen wir an, wir hören eine schöne Musik. Mit dem Hören ist ein besonders wesentlicher Sinnesprozess verbunden. Wenn wir mal einige Stunden am Tag Ohrstöpsel im Ohr haben oder durch Krankheit oder andere Bedingungen kaum etwas hören, z.B. die Vögel nicht mehr hören, keine Musik mehr, selbst die kleinen Nebengeräusche kaum noch hören, bemerken wir vielleicht, wie wir mehr auf uns selbst zurückgeworfen werden. Man hört dann mehr sich selbst, und kann nach außen nur noch bedingt wahrnehmen. Mit dem Hören nehmen wir sehr wesentlich an unserer Umwelt teil. Wenn die Menschen nun eine Musik hören, und sie schwingen nur mit der Musik mit, dann verbinden sie sich unbewusst, gefühlsmäßig mit der Musik. Sie nehmen die Musik eher ungefiltert in sich auf, und sind dadurch auch leicht beeinflusst. Es entsteht vielleicht erst ein Hochgefühl, und im nach hinein eher depressive Gefühle. Wenn wir aber die Musik bewusst erleben wollen, tun wir uns leichter, wenn wir uns beim Zuhören eine konkrete Frage stellen, z.B.: „Singt der Sänger, eher emotional, oder klar.“ oder „Singt er nur von seinen eigenen Sehnsüchten, oder singt er von einem interessanten Inhalt.“ Mit solch einer Frage horchen wir genauer hin. Es entsteht mehr ein sinnesfreudiges Betrachten als ein emotionales Mitschwingen. 

Dieses emotionale Mitschwingen läuft eher unbewusst ab und ist unkonkret, undifferenziert und schwammig. Die Sinnesfreude hingegen, die durch ein bewusstes, differenziertes Wahrnehmen entsteht, ist viel feiner. Man bleibt damit etwas distanzierter und trotzdem interessierter. Mit dieser bewussten Wahrnehmung entsteht auch mehr eine Nähe zu der Musik.

Fast 3x täglich essen die Europäer heutzutage. Jeder Mensch hat das Bedürfnis zu essen. Aber wie wird heute gegessen – in Hektik, vor dem Fernseher, hinter der Zeitung oder in der Arbeit vor dem Computer. Viele Menschen möchten sich allerdings gesünder ernähren. Die Ernährung nimmt eine bedeutsame und zentrale Stellung im Leben ein. Natürlich ist die Auswahl der Nahrungsmittel von zentraler Bedeutung. Aber auch die geordnete, wohl überdachte Zubereitung der Nahrungsmittel ist für die Lebenskraft des Menschen außerordentlich bedeutungsvoll. Das Wichtigste allerdings ist das Essen selbst, denn damit ist der Mensch frei, auch die Nahrungsaufnahme zu gestalten. Er kann die Lebensmittel nur in sich hineinschlingen, oder sie achtsam und interessiert wahrnehmen und wertschätzen. Die einzelnen Nahrungsbestandteile müssen vom Darm aufgenommen werden, und so in den Menschen eingegliedert werden, dass sie zum Menschen selbst werden, und seine Lebenskräfte erbauen. Durch das Bewusstsein ist es dem Menschen möglich, die Nahrung so wahrzunehmen, dass sie gut in den Körper eingegliedert wird. Ein Zitat von einem Philosophen lässt die Wichtigkeit des Sinnesprozesses bei der Nahrungsaufnahme erkennen: „Der Mensch ist so, wie er sich zur Nahrung in Beziehung bringt.“ Um uns zur Nahrung in Beziehung zu bringen, indem wir sie bewusst wahrnehmen, können wir uns beim Essen wieder einiger Fragen bedienen, z.B.: „Schmecken wir die einzelnen Gewürze heraus, und wie sind sie aufeinander abgestimmt?“ oder „Wie ist die Farbzusammenstellung gewählt?“ … Durch diese Fragestellungen wird das Bewusstsein aktiv. Gleichzeitig tritt eine Ruhe ein. Durch das Eintreten von mehr Ruhe wird vom vegetativen Nervensystem der Parasympathikus angeregt. Dieser regt die Verdauung an, er arbeitet vor allem, wenn der Mensch zur Ruhe kommt.

Infolge der Verdauungsanregung, wird dann auch die Ausscheidung angeregt. Es ist sogar möglich, durch diese Art von Beziehungsaufnahme zur Nahrung abzunehmen, ohne dabei weniger zu Essen. Wenn wir anhand von Fragestellungen der Nahrung begegnen, denken und fühlen wir differenzierter. Dies kann sich sogar bis ins Körperliche auswirken, so dass sich der Körper mit der Zeit differenzierter ausgestaltet, und schöner geformt wird. Eine Bekannte hatte 8 kg abgenommen und eine sehr schöne Figur bekommen, ohne sich anders zu ernähren, nur indem sie die Nahrung differenziert wahrgenommen hatte.

 

Foto: Buchweizen mit Lorbeerblätter gewürzt, Quark mit frischem Schnittlauch und frischer Petersilie und Zucchinischeiben mit Thymiansalz

 

Foto: Blühende Mirabelle vor einem Bienenstand

 

Gerade auch mit dem Sehen ist eine sehr wichtige Sinnesaktivität verbunden. Kein Mensch möchte auf das Sehen verzichten. Wenn in der Frühlingssonne die ersten Blätter treiben, die ersten Bäume blühen, die Krokusse hervorspitzen, und die Bienen ihre ersten Pollen suchen, dann freut sich doch jeder Beobachter. Gerade das bewusste Anschauen der Naturereignisse, der Tiere oder eines netten Menschen bringt dem Betrachter eine große Sinnesfreude.
Die schönen Seiten des Lebens schauen die Menschen gerne an, aber auch die unschönen Seiten des Lebens sind anschauungswert. Dadurch bleibt der Mensch geschützter. Wenn er unschöne Züge eines anderen Menschen erschaut, kann er diese leichter zurückweisen. Diesem leichtfertigen Ausspruch „Der erste Eindruck wäre bedeutungsvoll“ kann ich nicht zustimmen. Es wäre kein Sinnesprozess, wenn der Mensch nur mal kurz hinschaut, und einen anderen Menschen schnellfertig bewertet.

Ein Beispiel hierfür ereignete sich in den letzten Jahren in München. Eine sehr wohlhabende Ärztin aus München, die auf den ersten Eindruck ganz freundlich aussah, hatte einen Lustgewinn, wenn sie andere Menschen schädigen konnte. Diese Ärztin blickte den Menschen an, mit dem Motiv: „Wie kann ich den anderen größtmöglichst schädigen?“ In jedem ihrer Patienten gelang es ihr, eine Schwäche und auch persönliche Intimitäten herauszubekommen, und diese Intimitäten erzählte sie anderen Personen und setzte noch eine Lüge obendrauf. Damit begann sie tausende von Schweigepflichtsverletzungen und massive Rufschädigung. Sie tat dies, um sich Energien zu rauben. Weil sie äußerlich falsch freundlich auftrat, wurden ihre Absichten Jahre lang nicht bemerkt. Viele schwerwiegende Krankheiten sind durch diese Schwerverbrecherin bei ihren Patienten und Menschen, die mit ihr zu tun hatten, entstanden. Wäre ihr Motiv damals eher erkannt worden, hätte man viel Unheil verhindern können.

Wenn wir einem Menschen begegnen, und wir blicken ihn an, wäre es günstig ein erstes von allein aufkommendes Gefühl, oder auch einen schnellfertigen Willenszugriff erst mal zurückzuhalten, denn darin liegen leicht falsche Beurteilungen oder auch Projektionen. Wir würden eher unbewusst, aus der Gewohnheit auf den anderen blicken. Das vegetative, sensible Nervensystem wird aktiv, wenn wir unser Gegenüber objektiv mit einer Bewusstseinsaktivität anblicken. Äußerlich gesehen kann man sich hierbei z.B. fragen: „Wie ist die Wirbelsäule aufgerichtet?“ oder „Kann mir der andere in die Augen blicken? …“ Wenn wir den anderen damit wertfrei betrachten, fühlt er sich wahrgenommen. Gleichzeitig entsteht mehr Beziehung zu dem anderen Menschen.

Die Wahrnehmungen zur Körperlichkeit eines anderen Menschen sind mit einiger Aufmerksamkeit relativ leicht anzuschauen. Etwas mehr Zeit braucht man, wenn man einen seelischen Aspekt betrachten will. Sehr interessant wird es, wenn man das Motiv des Gegenübers kennen lernen möchte. „Mit welchem Motiv redet der andere mit mir?“ Meist ist dies nicht mit einmal Anblicken schnell herauszubekommen. Wenn man sich aber wiederholt der Situation oder der Begegnung mit einem anderen Menschen zurückerinnert, kann man schon eher das Motiv eines Menschen empfinden. Das Motiv eines anderen herauszubekommen, gibt einen Schutz für einen selbst.

Eine weitere Möglichkeit im Sinnesprozess ist es, den Menschen mit einem idealen Gedanken oder mit einer idealen Vorstellung anzublicken. Z.B. begegnet uns jemand, der im Schulter-Nacken-Bereich sehr dicht und sehr verspannt ist, vielleicht auch mehr zusammengezogen ist, so dass sich schon fast ein leichter Buckel heranbildet. Wir können uns für den Menschen vorstellen, wenn wir ihn anblicken, dass sich seine Brustwirbelsäule mehr aufrichtet, ohne dass er dabei die Schultern hochzieht. Die Gedanken die bewusst gedacht werden für einen anderen Menschen oder auch für sich selbst gedacht werden, haben eine Kraft. Sie kennzeichnen sich durch eine Anziehungskraft. Damit kann sogar eine Heilung von verschiedenen Krankheiten gefördert werden. Weiterhin können wir beobachten, was die Brustwirbelsäule aufrichtet. Wie verhalten sich Menschen, bei denen die Brustwirbelsäule gut aufgerichtet ist, ohne dass sie bewusst darauf achten müssen? Zeigt sich bei ihnen vielleicht mehr Interesse im Leben? So ist es möglich einen anderen Menschen gesundheitlich zu fördern.

Zur Heilwirkung kann dargestellt werden, so wie sich der Mensch mit seinen Sinnen in Beziehung zur Umwelt bringt, so gestaltet er sich mit der Zeit auch körperlich aus. Durch diese objektive, differenzierte, bewusst gelenkte Wahrnehmung, gestaltet sich der Körper auch differenzierter aus. Die Muskeln werden mehr zu Muskeln (und nicht zu Steinen). Verspannungen beginnen sich mehr zu lösen. Die Knochen behalten eher ihre Form und bekommen nicht so leicht Arthrose. Die Haut beginnt mehr zu strahlen. Das Gewebe wird lichthafter also nicht zu fest und es ist nicht so anfällig für Wucherungen. Denn bei einer Wucherung oder einem Tumorwachstum wird das Gewebe undifferenziert. Außerdem müsste der Mensch durch immer wieder neues Wahrnehmen, welches nicht aus der Gewohnheit entspringt, eine beweglichere Wirbelsäule ausgestalten. Denn wenn sich das Gewebe und die Muskeln differenzierter ausgestalten und sich die Muskeln nicht mehr so verspannen, wird automatisch die Wirbelsäule beweglicher. Seelisch gesehen entwickelt der Mensch, durch den bewusst gesteuerten Sinnesprozess, mehr Interesse für die Außenwelt. Dies erfreut natürlich sein Umfeld.

 


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